Landschaften am Himmel
Extremwetterfotografie
Schon als Kind war ich der Faszination Wetter erlegen. Jahre später gelang ich zur Fotografie. Ein Umstand, der mein Leben verändern sollte.
Vom Wetter zur Kamera
In meiner Jugend habe ich mich sehr für Naturwissenschaften interessiert, speziell aber für die Meteorologie. Ich habe aus unzähligen Büchern jede Information über die Atmosphäre aufgesaugt und mein Wissen stetig erweitert. Besonders fasziniert war ich von Gewittern und deren Begleiterscheinungen, wie Blitze, Tornados und bizarre Wolkenformationen.
Meine Mutter war in den neunziger Jahren eine Hobbyfotografin, so dass ich mich für das Thema Fotografie zwar auch begeistern mochte, aber die Verbindung zur Meteorologie noch nicht sah. Erst als ich verschiedene Bildbände mit meteorologischen Motiven in der Hand hielt wusste ich, das möchte ich auch fotografieren.
Seit 1998 bin ich nun mit der Kamera unterwegs und dokumentiere Gewitter und Phänomene aus der Atmosphäre. Dies änderte sich im Jahr 2006, während ich bei meiner Reise in den Südwesten der USA die Landschaftsfotografie für mich entdeckte. Dieser Umstand veränderte meinen Blick auf die Fotografie. Mein fotografischer Horizont erweiterte sich von reiner Gewitterdokumentation zu der eines Naturfotografen, der bei schönem Wetter gerne Landschaften und bei „schlechtem“ Wetter Gewitter festhält. Die Fotografie wurde für mich deutlich mehr als ein Handwerkszeug zur Dokumentation. Sie ist in den letzten sechs Jahren zu einer künstlerischen Leidenschaft geworden.
Durch meine Entdeckung der Landschaften kombiniert mit Wetter entschloss ich mich meine Leidenschaft zum Beruf zu machen und studiere seit 2007 Geographie und Meteorologie an der Universität zu Köln. Dadurch gelang ich 2009 wieder in die USA und habe das erste mal eine Fotoreise im mittleren Westen unternommen, welche sich ausschließlich mit Extremwetter befasste. Mittlerweile bin ich mindestens einmal im Jahr in den Great Plains oder in den Felslandschaften von Utah oder Arizona unterwegs um meiner Leidenschaft nachzukommen.
Ein klassischer Tag eines Extremwetterfotografen
Einmal in den USA angekommen beginnt ein Tag, an dem Unwetter zu erwarten sind, am frühen Morgen um sieben Uhr. Ein schnelles Frühstück und danach werden die Wetterkarten studiert, damit ich festlegen kann in welchem Gebiet Gewitter zu erwarten sind. Meistens muss ich nun noch mehrere hundert Meilen fahren, um die Gegend zu erreichen, die vielversprechend für meine Motive erscheint.
Jetzt heißt es keine Zeit verlieren und ich finde mich schnell auf einem einsamen Highway in der endlosen Prärie von Oklahoma, Kansas oder Texas wieder. Hier ist oftmals auch der Weg das Ziel und ich werde oft gezwungen anzuhalten und einige Bilder zu machen, da es an nahezu jedem Grashalm etwas zu sehen gibt. Ich muss aber weiter, denn die Gewitter die am späten Nachmittag entstehen sollen warten nicht auf mich.
Wenn alles nach meinem Plan verläuft erreiche ich mein Zielgebiet am späten Mittag. Jetzt muss ich viel Geduld aufbringen und warte auf die bevorstehenden Unwetter. Ich stehe an irgendeiner Tankstelle und schaue mir im Internet die Wetterdaten immer und immer wieder an. Ein Blick in den Himmel auf der Suche nach größer werdenden Wolken. Nichts passiert alles ist ruhig. Doch dann geht es ganz schnell eine Wolke türmt sich fünfzehn Kilometer in die Höhe. Es geht los! Schnell bin ich wieder auf der Straße und fahre dem Gewitter entgegen und versuche mich in eine aussichtsreiche Position zu bringen. Ich halte an, baue mein Stativ auf und fange an zu fotografieren. Da ich mir das Gewitter an den Himmel hängen kann, wo auch der Vordergrund meinen Vorstellungen entspricht, muss ich immer mit dem Vorhandenen arbeiten. Ich versuche die sich ständig verändernde Wolke in Szene zu setzen und hoffe, dass sie nicht zu schnell weiterzieht, damit ich viele Bilder machen kann.
Nach einer Weile muss ich meinen Standort wechseln, da das Gewitter mir gefährlich nah kommt. Ich suche mir einen neuen Platz und ich habe ein völlig anderes Motiv vor Augen. Das Unwetter macht jetzt ernst. Vorbeikommende Autofahrer warnen mich vor großem Hagel, den sie ein paar Meilen entfernt gesehen haben. Ich warte noch einen Augenblick und ich werde belohnt. Ein Tornado senkt sich aus der Wolke herab und wirbelt staub auf. Zum Glück ist keine Ortschaft in der Nähe und es entstehen keine Schäden an Mensch und Gebäude. Die tief stehende Sonne lässt den Wolkenrüssel in glänzendem Weiß erscheinen und ich bin sowohl meteorologisch als auch fotografisch absolut fasziniert von diesem Augenblick.
Wenig später hat sich der Tornado aufgelöst und das Gewitter zieht in weiter während es Nacht wird. Ich fahre noch ein Stück hinterher und nehme noch ein paar Blitze auf. Nach etwa 17 Stunden auf der Straße suche ich mir ein Motel und falle zufrieden in ein Bett und freue mich schon darauf, dass es morgen früh weitergeht.
Landschaftsfotografie verglichen mit Extremwetterfotografie
In der Extremwetterfotografie ist es nicht leicht seine Motive zu finden. Grundvoraussetzung sind meteorologische Grundkenntnisse zur Vorhersage von Gewittern. Ich muss wenigstens ungefähr wissen, wann und wo ich gute Motive zu erwarten habe, ansonsten wird man nichts außer Regen und kontrastlose Wolken vor die Linse bekommen. Ein weiter sehr wichtiger Aspekt ist die Sicherheit. Man sollte sich bewusst sein, dass diese Art Fotografie nicht ungefährlich ist. Stichworte sind hier Blitzschlag, starke Winde, Hagelschlag und eventuelle Überflutungen. Ein meteorologisches Grundverständnis kann sehr hilfreich sein sich nicht in Gefahr zu bringen.
Bei der Landschaftsfotografie ist es etwas einfacher. Einmal ein Motiv gefunden, kann ich an Ort und Stelle auf das richtige Licht warten bis man zufrieden ist. Die Landschaft ist eine nahezu statische Sache die man nicht suchen muss. Sie ist und bleibt an einem Ort und verändert sich fast überhaupt nicht. Im Gegensatz dazu ist das Wetter extrem dynamisch. Es verändert sich sekündlich und man kann sich den Ort nicht aussuchen und daher gehört auch ein wenig Glück dazu, wenn man einmal ein besonderes Motiv am Himmel gesichtet hat, dass nun auch Licht und Vordergrund genau in diesem Moment auch stimmig sind. Oftmals ist Vordergrund und Licht perfekt, aber der Himmel sieht nicht schön aus. Oder der Himmel ist optimal, aber der Vordergrund und Licht spielen nicht mit.
Auch in diesem Frühjahr werde ich mich wieder in den mittleren Westen der USA begeben, um Motive extremen Wetters zu suchen. Und wenn das Wetter einmal doch nicht gut ist (in meinem Fall scheint dann die Sonne), fahre ich einfach weiter nach Utah und fotografiere die herrliche Felslandschaft.
[author image=“http://www.clickpix.eu/wp-content/uploads/2013/01/dennis_klein.jpg“ ]Dennis Oswald: Dennis studiert Geografie und Meteorologie in Köln und fotografiert in seiner Freizeit hauptsächlich Extremwetterereignisse und Landschaften in den USA. Mehr über seine Arbeiten kann man auf seiner Webseite www.dennisoswald.de erfahren.[/author]