Heute stelle ich Euch bei „Hinter der Kamera“ Dr. Nicholas Römmelt vor. Ich bin vor kurzem auf seine Bilder aufmerksam geworden und wurde gleich in deren Bann gezogen.
Mein Name ist Dr. Nicholas Roemmelt. Ich bin in München geboren, aufgewachsen und habe dort an der LMU München in Zahnmedizin promoviert. Da meine Mutter Tirolerin ist und wir „Familien bedingt“ dadurch schon immer häufig in Tirol und seiner unglaublich schönen Landschaft unterwegs waren, bin ich mit meiner Frau und unseren beiden Hunden nach Tirol gezogen. Wir haben seit 2007 eine Gemeinschaftsordination für Zahnmedizin.
Die Fotografie empfinde ich immer noch als einen Ausgleich für den Alltagsstress, obwohl sie mittlerer Weile fast schon zu einem Nebenberuf geworden ist.
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Wie bist Du zur Fotografie gekommen
Als halber Tiroler wurde mir die Liebe zu den Bergen ja quasi in die Wiege gelegt. Mein Onkel war Bergführer und mein Vater war schon immer genauso verrückt nach Bergen wie ich. Ich war also schon immer in der Natur bzw. den Bergen unterwegs. Auf meinen Touren und Erlebnissen in der Natur wollte ich meine Eindrücke irgendwie länger festhalten. Am Anfang habe ich deshalb sehr gewissenhaft und akribisch ein kleines Tourenbuch von jedem Erlebnis geführt. Das Erlebte wurde dann mit einer kleinen Skizze bzw. Zeichnung verziert. Irgendwann hatte ich dann keine Lust mehr meine Eindrücke nur mit Stift und Papier festzuhalten, ich wollte etwas Realeres. Der Wunsch nach einem Fotoapparat wurde also von Tour zu Tour immer größer, so daß mir meine Frau zum 30. Geburtstag eine kleine kompakte Kamera (Canon Powershot G2) schenkte.
Als Spätberufener hab ich dann jedoch so richtig losgelegt. Ich war von der ersten Sekunde an infiziert vom Virus „Fotografie“ und habe so ziemlich jedes Lehrbuch, das verfügbar war, verschlungen. Kurse habe ich Jahre lang nie besucht, ich wollte mir alles selbst erarbeiten. Die erste Spiegelreflexkamera war schnell das Ziel meiner Träume und wurde mir mit einer Canon EOS 20 D wenig später erfüllt. Im Laufe der Jahre wurde der Fotorucksack immer schwerer und die DSLR diverse Male upgegradet, so daß ich heute mit einer Canon EOS 1 DX, Canon EOS 5 D Mark II und einer Canon EOS 7 D „bewaffnet“ fotografiere.
Auf Grund meiner Liebe zur Natur kam für mich selbst nur die Naturfotografie in Frage, obwohl ich von vielen weiteren Spielarten sehr begeistert bin. Hier lag mein Fokus lange Zeit rein auf der Landschaftsfotografie. Besonders Panoramen und die HDR Fotografie haben es mir dabei angetan. Nach unserer ersten Reise 2007 in die USA war ich vom Wildlife Fieber infiziert. Ich war es als Mitteleuropäer überhaupt nicht gewohnt, so viele verschieden wilde Tiere so leicht beobachten zu können, so daß seit damals die Wildlifefotografie für mich entdeckt hatte.
Seit 3 Jahren widme ich mich zusätzlich der DSLR Zeitrafferfotografie und der Nacht-bzw. Astrofotografie. Hierbei suche ich mir tolle Landschaften, die ich mit einem Sternenhimmel in Szene setzten möchte. Oftmals spielt hier eigentlich die Milchstraße, oder die mittels Lightpainting ausgeleuchteten Teile der Landschaft, die Hauptrolle.
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Hat Dich die Naturfotografie – vor allem die Nachtfotografie – schon immer begeistert oder bist du über „Umwege“ dazu gekommen?
Wie gesagt, die Naturfotografie war die einzige logische Konsequenz für meine restlichen Vorlieben, die alle etwas mit Natur zu tun haben.
Die Nachtfotografie war hierbei eigentlich der bisher letzte Schritt. Ich habe zu dieser Spielart erst wirklich über die Zeitrafferfotografie gefunden. Ein Pionier in der Zeitraffertechnik ist der Amerikaner Tom Lowe mit seinen Timescapes. Seine Aufnahmen der Milchstraße haben mich so sehr begeistert, daß ich das auch machen wollte.
Der letzte Grund, der mich quasi zum „Astrojunkie“ werden lies, war wohl folgendes Erlebnis: Ich stand 2012, in einer ziemlich kalten und sternenklaren Februarnacht, im tiefen Schnee und war dabei eine Zeitraffer Sequenz aufzunehmen. Urplötzlich wurde es um mich herum taghell und ein riesiger Feuerball zog seine Bahn genau über mir, in Richtung in der ich gerade eine Aufnahmesequenz laufen ließ. Ich spreche nicht von einer Sternschnuppe, sondern von einem Meteor, der kurze Zeit später über den Lechtaler Alpen explodierte. Meine Kamera hatte diese Feuerkugel eingefangen. Das Bild brachte mich ins Bildungsfernsehen und verhalf mir zu einem Artikel in der Fachzeitschrift „Sterne und Weltraum (7/2012). Den Feuerball hatte nur noch eine weitere Person, jedoch 200 km weiter nördlich, in Bayern aufgenommen. Keiner war so nah dran wie ich, wie mir der Astrophysiker W. Grau nach abgeschlossenen Berechnungen mitteilte. Ich hatte sogar ein „Rauschen“ wahrnehmen können, wobei ich eigentlich kein Geräusch hatte hören können. Der Astrophysiker erklärte mir, daß es sich hierbei um eine Gewebswasserbewegungen im Ohr handelte, die durch die (harmlosen) Mikrowellen des Meteors verursacht wurde. So nah war ich dran!
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Wie bereitest Du dich auf ein „Nachtshooting“ vor?
Die Fotografie in der Nacht ist ein ganz andere. Oftmals „bereite“ ich mir eine Location schon einige Zeit vorher optimal zu, d.h. ich besuche den Ort bei Tag, um mir ein Bild zu machen. Ich schaue mir den Vorder-, Mittel- und Hintergrund genau an und versuche in allen Himmelsrichtungen die besten Kompositionen zu erzielen. Das Ganze wird mittels GPS markiert (Geotagging), so daß ich die Stelle schlimmstenfalls in der Nacht wiederfinden könnte. Mit der App „Starwalk“ kann ich dann entweder zu Hause, oder vor Ort schauen zu welcher Jahreszeit die Milchstraße dort günstig stehen wird, um dann bei bestenfalls Neumond und gutem Wetter dort zu stehen.
An Stellen an denen ich das so nicht durchführen kann, z.B. auf einer Reise in weit entfernte Gebiete, an denen ich weniger Zeit zur Verfügung habe, versuche ich das von zu Hause aus, so gut wie möglich im Voraus zu planen. Die Programme bzw. Apps: Google Earth 3D, Photographer ́s Ephemeris und Starwalk leisten hierbei gute Dienste. Natürlich kommt noch eine Recherche nach Fotos der Gegend und Wetterberichte im Internet hinzu und ein topografisches Kartenstudium darf dabei ebenfalls nicht fehlen.
Ist alles geplant heißt es einen „idealen Termin“, bzw. mögliche „Ersatztermine“ zu finden und diese auch in einem Kalender festzuhalten. „Ideal“ hängt natürlich davon ab, was man machen möchte: Milchstraße und Sterne am besten in der Zeit um Neumond herum. Bei Mondschein kann man hingegen Landschaften mit einer ganz besonderen, fast schon unwirklichen Stimmung einfangen.
Nachtfotografie hat viel damit zu tun den inneren „Schweinehund“ zu überwinden. Nach stundenlangem Zustieg mit schwerem Fotoequipment und Zelt & Schlafsack, stehe ich oft bibbernd, die halbe Nacht in der Dunkelheit, mitten in den Bergen. Je entlegener umso besser, um möglichst wenig „Lichtverschmutzung“ der Städte einzufangen. Oftmals gelingt das gewünschte Bild erst weit nach Mitternacht, da dann die Milchstraße vielleicht erst ideal zur Landschaft steht. Dennoch suche ich solche Erlebnisse immer wieder, denn so kann man auch oft Stellen, die tagsüber nur noch mit hunderten anderen Touristen gemeinsam zu erleben sind, für sich ganz alleine haben.
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Mit welchem Equipment bepackt unternimmst Du die nächtlichen Fototouren?
Fotografie:
-Canon EOS 1DX
-Canon EOS 5 D Mark II
-Gitzo Safari Carbonstativ und Gitzo Head
-Canon EF 16-35 f2.8 L II; Canon EF 24 f1.6 L ; Sigma 15 mm f2.8 EF
-Kabelauslöser Kaiser
-Beheizbare Taukappe oder Benzin Taschenofen gegen das Beschlagen/ Einfrieren der Frontlinse der Objektive
Zeitraffer: (zusätzlich zu oben)
-Stage One Dolly (Dynamic Perception)
-MX2 Steuerungseinheit (Dynamic Perception) -Merlin Panoramakopf
-Akkus, Akkus und noch mehr Akkus
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Hast Du ein paar Tipps für meine Leser zum Thema Nachtfotografie/ Sternenfotografie?
Tipps hätte ich haufenweise, was aber den Rahmen des Interviews sprengen würde. Deshalb bin ich gerade dabei ein E-Book zu schreiben über Landschaftsfotografie in der Nacht bzw. Astrofotografie mit einem großen Teil Zeitfrafferfotografie. Nachdem das Know- How dieser noch relativ jungen Spielform der digitalen Landschaftsfotografie sehr speziell ist und man am Anfang sehr viele Fehler machen kann, habe ich mich entschlossen ein umfangreiches Kompendium darüber zu verfassen. Z.B. ist die Fotografie in der Nacht in Finnland im Winter bei -30 Grad eine ganz andere, als im Sommer in der Wüste bei +38° Celsius. Literatur gibt es, zu mindestens im deutschen Sprachraum, fast noch gar nicht. Es soll aber kein typisches, trockenes Lehrbuch werden. Vielmehr möchte ich einen anschaulichen Lehrgang mit einem Bildband (mit tollen, großformatigen Bildern) in einem Buch vereinen.
Gut Ding will Weile haben, deshalb hätte ich jetzt abschließend doch noch ein paar Tipps für den Einsteiger:
Die Planung ist die 3⁄4 Miete. Einfach alles zu Hilfe nehmen, was einem vor Ort von Nutzen sein kann (siehe oben).
Ein stabiles, dennoch leichtes Stativ (CARBON), sowie ein guter Kopf ist unbedingt nötig, sowie ein lichtstarkes Objektiv. Mit einer kleineren Öffnungsblende als f2.8 (also größeren Blendenzahl: ab f3.5 wird es eng) braucht man gar nicht erst anfangen. Vollformatsensoren sind auf Grund des besseren Rauschverhaltens stark im Vorteil.
Eine Fernbedienung ist unbedingt nötig, egal ob mit Kabel oder eben wireless.
Die Bedienung der Kamera sollte wortwörtlich im Schlaf beherrscht werden: „Verdammt noch Mal wo war jetzt der Knopf für das Histogramm?“, führt in der Regel zum Griff zur Taschenlampe und somit zum temporären Verlust der Nachtsichtfähigkeit der Augen, welche dann erst wieder nach ca. 20-30 Minuten zurückkommt. Nachts muss eben jeder Handgriff sitzen.
Fokussieren ist ein großes Problem, wenn der Autofokus nicht mehr greift (das tut er in der Regel in der Nacht nie!). Nichts ist ärgerlicher als zu Hause festzustellen, daß kein einziges Bild wirklich scharf ist. Deshalb ist es nötig zu wissen, wo bei jedem einzelnen Objektiv die „Unendlichkeit“ sitzt. Nicht bei jedem Objektiv entspricht die Unendlichkeitsmarkierung der wirklichen „Unendlichkeit“. Diesen Punkt am besten mit einem Wachsstift markieren oder den Fokussierungsring abtapen. Es gibt Temperatur bedingte Ausnahmen bzw. alternative Techniken für den Fokus, die jetzt aber zu weit führen würden.
Der Kauf einer Stirnlampe, die man auf Rotlicht umschalten kann, ist ziemlich nützlich. Rotlicht erhält die Nachtsichtfähigkeit.
Mit dem Licht einer Taschenlampe, oder einer beliebigen anderen Lichtquelle, kann man in der Nacht malen, oder Teile der Landschaft erhellen. Der Kreativität eines Lightpaintings sind keine Grenzen gesetzt.
Mein letzter Tipp ist wohl der wichtigste. Habt einfach Spaß ganz alleine da draußen zu stehen, unter Millionen von Sternen. Und vielleicht kommt ja mal ein Meteor vorbei.
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