Heute darf ich vorstellen: Louise, eine seit 6 Jahren in Berlin lebende Französin. Fotografische Vorliebe: Selbstportraits.
Louise, bitte stelle dich mal kurz vor:
Ich bin Louise. Was mache ich? Leben! Leben ist etwas, womit man viel Zeit verbringt. Das tue ich in Berlin seit 6 Jahren, und das habe ich vorher in Frankreich getan, weil ich Französin bin.
Ansonsten bastel ich mir Möbel, habe verschiedene kleine Jobs, spiele ein bisschen Theater, schwimme im See, esse Erdbeermarmelade, und bin Fotografin.
Wie bist du zur Fotografie gekommen ?
Aus Langeweile. Es hat sich so abgespielt : Ich bin 13 Jahre alt, ich langweile mich zuhause in einem kleinen Dorf (Achtung, ich sage nicht, dass Langeweile doof ist ! Langeweile kann toll sein !).
Ich klaue die erste Digitalkamera meines Papas und fotografiere alles Mögliche. Irgendwann ist es aber schon wieder langweilig : immer die gleichen Motive.
Also hole ich alle grünen Sachen aus dem Haus raus, stelle sie alle im Garten zusammen, und mache meine erste Inszenierung, und mein erstes Selfportrait. Seitdem habe ich nie aufgehört !
Wie hast du dein jetziges Fotowissen erlangt ?
Habe ich überhaupt ein „Fotowissen“ ? Ich glaube nicht. Ich würde sagen, dass ich einen „Fotoinstinkt“ habe… Ich habe Fotografie nicht studiert, es hat mir keiner etwas beigebracht oder erklärt. Das heißt, ich beherrsche die Technik nicht wie einen Profi. Es ist auch okay so, ich möchte ja kein „Profi“ sein. Ich weiß, wie mein Fotoapparat funktioniert, und ich lerne alles Schritt für Schritt, nach meinem Rythmus. Ich mache demnächst meine erste Serie mit einer Mittelformatkamera. Ich bin gespannt !
Ich habe in Frankreich ein Theater-Abitur gemacht. Das heißt, Theater war der Schwerpunkt meines Abiturs, ein Fach wie Philosophie und Literatur.
3 Jahre lang haben wir Theater gespielt und analysiert. Wie man ein Bühnenbild baut, wie das alles auf das Publikum wirkt und was man damit meint… Daher habe ich auch diese Liebe zur Inszenierung.
Du hast ja vorwiegend Selbst-Portraits in deinem Portfolio – war es für dich eine Uberwindung diese ins netz zu stellen ?
Genau. 90% meiner Bilder sind Selfportrait. Ich mache oft diesen Vergleich : es gibt Leute, die können und mögen Schokokuchen backen, und Leute, die können und mögen Curry-Hünchen kochen. Ich kann und mag Selfportrait, dabei fühle ich mich frei und inspiriert. Menschen zu fotografieren beschränkt mich irgendwie, die Beziehung zu dem Anderen fällt mir nicht natürlich ein, und mein Auge ist während dessen nicht so scharf und ich verliere die Konzentration. Ich habe viel Respekt für Leute, die gute Portraits machen.
Mein erstes Selfportrait habe ich vor 10 Jahren ins Netz gestellt, es ist so lange her… Es hat mich nicht wirklich Überwindung gekostet. Heute gehe ich sogar noch freier damit um. Ich habe jetzt festgestellt, mein Körper ist wie er ist, egal ob man auf Bildern meine Körperbehaarung sieht oder ob mein Bauch einen Knick macht. Ich brauche keinem Menschen etwas zu beweisen.
Woher bekommst Du Deine Inspiration ?
Die Natur macht mich immer etwas angeheitert, wenn man so tief atmen kann, irgendwo, wo kein Mensch ist, habe ich ganz viel Bilder vor Augen. Da bin ich am liebsten. Verlassene Orte und Kleidung inspieren mich auch sehr, weil sie eine Geschischte schon beginnen und ich muss nur noch einsteigen und mitmachen. Langeweile ich auch gut. Ich genieße es, die Möglichkeit zu haben, mich zu langweilen, wenn ich kann. Aus Langeweile ensteht oft etwas, ein Gefühl, das ich ausdrücken will.
Was befindet sich in deiner Fototasche ?
Gartenschere, Schnur, Hammer, Nagel, Haargummi, Bürste, Schminksachen, Fernbedienung, Lampions, warme Socken, Wasser, und Handtuch, verschiedene Kleidungsstücke, Schokolade, Konfetti, Glitzer, Taschenlampe, eine Nikon D7100 und ein 35mm. Ja, meine Fototasche ist groß !