Vor kurzem bin ich auf ein interessantes Fotoprojekt aufmerksam geworden.
Der Fotograf Jimmy Nelson fasste sich den Plan, 35 Stämme die in völliger Abgeschiedenheit leben zu besuchen und deren uralten Bräuche zu dokumentieren. Besonders wichtig war es ihm dabei, ästhetisch und anspruchsvolle Fotografien zu erstellen, welche auf lange Sicht einen dokumentarischen Wert haben. Aufgenommen wurden die Bilder mit einer 5×4 Zoll Laufbodenkamera, deren großformatigen Bilder (Glasplatten-Negative) gestochen scharfe Einblicke in das Leben der letzten Ureinwohner liefern – so entstand „Before They Pass Away„


Auszug aus Pressetext:
In seinem epochalen Bildband Before They Pass Away fängt Jimmy Nelson die Lebensweise der letzten verbliebenen Völker ein, denen es gelingt, in einer globalisierten Welt ihre überlieferten Bräuche aufrechtzuerhalten. Die epischen Porträts des britischen Fotografen zeigen diese würdevollen Erben jahrhundertealter Traditionen in einem stolzen Geist und in all ihrer Pracht. Dieser Rundumblick auf die Stammeskulturen der Welt ist ein einzigartiges visuelles Erlebnis und vor allem auch ein bedeutendes historisches Dokument. Das Buch zeigt die ganze Bandbreite menschlicher Erfahrungen und die kulturellen Ausprägungen über die Jahrhunderte – und wir sind überglücklich, es in unserem Herbstprogramm präsentieren zu können.
Im Mittelpunkt dieses historisch bedeutsamen Bandes stehen Stammeskulturen aus aller Welt. Gerade in Zeiten der Globalisierung können diese Gesellschaften wegen ihrer charakteristischen Lebensweisen, Künste und Traditionen nicht hoch genug geschätzt werden. Ihre Mitglieder leben im Einklang mit der Natur, was in unserem modernen Zeitalter zur Seltenheit geworden ist. Jimmy Nelson beschenkt uns nicht nur mit atemberaubenden Bildern von Bräuchen und Artefakten, sondern auch mit einfühlsamen Porträts von Menschen, die zu Hütern einer Kultur geworden sind, von der sie – und wir – hoffen, dass sie in all ihrer Pracht auch an künftige Generationen weitergegeben wird. Mit seiner Laufboden-Großformatkamera fängt Nelson jedes noch so feine Detail und jede winzige Nuance für die Nachwelt ein und präsentiert zahlreiche Szenen dieses prächtigen Schauspiels vor den lebendigen Hintergründen der noch unberührtesten Landschaften unseres Planeten
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Before They Pass Away / Jimmy Nelson Size: 29 x 37 cm / 11 2/5 x 14 1/2 in. © Before They Pass Away by Jimmy Nelson, published by teNeues, Maasai, Tanzania, |
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Das ist aber schon auch ein bitteres Projekt, oder Torsten? Es hat viel damit zu tun, wie wir Menschen unsere (Um-)Welt und unser Erbe in atemberaubendem Tempo grundlegend umwälzen. Machen wir schnell noch ein paar Bilder von den Maori oder den Innuit bevor wir sie ‚an den Fortschritt heranführen‘ und ihnen die Wege in Armut und Elend ebnen.
Mich macht das sehr traurig. Von daher hat der Fotograf zweifellos (das meine ich komplett positiv) sein Ziel erreicht. Trotzdem verursacht mit so was ein tief zwispältiges Gefühl. Genau wie der Santiago-Salgado-Schinken, den ich wohlgemerkt auch in meinem Regal habe. Was ist richtig? Das Bedrohte zu dokumentieren oder die Bedrohung zu dokumentieren?
Auf alle Fälle ist es traurig, was mit div. Kulturen passieren wird bzw. schon passiert ist. Ich habe es vor gut 10 Jahren in Tibet gesehen, wo die ursprünglichen Tibeter immer mehr durch Chinesen vertrieben werden…Aber vielleicht hat es auch was gutes, um zu sehen welche „Schätze“ es eigentlich noch auf dieser Erde gibt – und diese heisst es nun zu erhalten und nicht „auszurotten“.